Marrakesch: Der Kontrast aus Moderne und 1001 Nacht
Marrakesch, die "Perle des Orients"
Von der IKARUS-Reisekundin Ruth Gorgosch:
Der Tag beginnt sehr entspannt. Zur Stadtführung geht es erst um 09:00 Uhr los, und es muss heute kein Koffer gepackt werden, da wir noch eine weitere Nacht in unserem Hotel verbringen.
Am Frühstücksbuffet finde ich wieder eine große Auswahl. Es gibt bestimmt 15 verschiedene Sorten Gebäck und eine Auswahl an Marmeladen, außerdem Tomaten, grünen Salat, Gurkenscheiben, Oliven, Orangenscheiben, Wurst, Käse, Milch und verschiedene Sorten Cerealien, warme Gerichte wie gedünstete Paprikastreifen, Kichererbsen, Champignons, hartgekochte Eier und noch Einiges mehr.
Gut gestärkt können wir beginnen, Marrakesch, die „Perle des Orients“, wegen der rosa gefärbten Gebäude auch „Rote Stadt“ genannt, kennenzulernen. In dieser Metropole, die fast eine Million Einwohner hat, kann man laut Moulay, unserem Reiseleiter, die ganze Vielfalt des orientalischen Lebens in seiner Gegensätzlichkeit kennenlernen.
Die Stadtführung
Zum Beginn der Stadtführung fahren wir durch eine teure Wohngegend. Moulay, der heute einen schwarzen Kaftan trägt, sagt, dass hier pro Quadratmeter Wohnfläche 4000 Euro bezahlt werden müssen.
Unser erster Besichtigungspunkt sind die im 12. Jahrhundert unter den Almohaden errichteten Menara-Gärten. Im 19. Jahrhundert wurden sie dann unter Sultan Mohammed ibn Abd el-Rahman als Obst- und Olivenplantagen angelegt. Das Zentrum wird von einem gigantischen, 200 x 500 m großen Wasserbecken gebildet, das als Wasserspeicher für Marrakesch dient. Das Wasser kommt durch unterirdische Leitungen vom Atlasgebirge. Im Becken schwimmen riesige Karpfen. Angeln und Baden sind hier verboten.
Eine Zeit lang fahren wir durch die Neustadt. Moulay macht uns darauf aufmerksam, dass dort nicht, wie wir es bis jetzt gesehen haben, nur Männer, sondern auch Frauen in den Cafés sitzen. Hier ist es total anders als in der Altstadt. Es gibt breite Boulevards mit großen schönen Gebäuden, unten verschiedene Geschäfte, darüber Wohnungen mit Balkonen.
Wir steigen aus und gehen an Kutschern vorbei, die mit ihren Pferden und Karossen (Calèches) auf Kundschaft für eine Stadtrundfahrt warten. Anschließend durchqueren wir den meisterhaft angelegten Garten „Jardin de la koutoubia“.
Nun erreichen wir die Koutoubia-Moschee, die wir gestern bei unserem abendlichen Bummel schon beleuchtet im Dunkeln gesehen haben. Diese Moschee ist die größte von Marrakesch und das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde im 12. Jahrhundert gebaut und ist eine der ältesten Moscheen Marokkos. In ihrem Inneren finden bis zu 25 000 Gläubige Platz. Der quadratische Turm des Minaretts ist 69 m hoch und besitzt auf allen vier Seiten unterschiedlich gestaltete Bogenfenster. Auf der Spitze kann man anhand des „Galgens“ sehen, in welcher Richtung Mekka liegt. Er dient auch als Fahnenmast, an dem zu den Gebetszeiten eine Fahne gehisst wird, damit auch Taubstumme wissen, wann sie beten müssen. Wenn das Minarett abends beleuchtet ist, wie wir es gestern gesehen haben, ist es auch in 30 km Entfernung noch zu sehen.
Die Medina von Marrakesch
Dann kommen wir an der Medina von Marrakesch an, die seit 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.
Moulay führt uns durch eine enge Gasse, an deren Ende der Eingang zu der grünen Apotheke „Rosa Huile“ liegt. Ein Angestellter des Geschäftes, Said, hält uns einen Vortrag über die Produkte, die verkauft werden. Er spricht perfekt Deutsch, denn er hat in Berlin gelebt. Said preist alles sehr unterhaltsam und witzig an. Es gibt viele Sorten Tee und Gewürze, Cremes, Salben und Öle. Wenn man Said Glauben schenken kann, sind sie alle seeeeehr gesund.
Wir sitzen auf Holzbänken und bekommen Pfefferminztee mit Safranfäden zu trinken. Die Fäden schwimmen oben auf dem Tee. Um unseren Willen zum Kaufen zu stärken, wird eine Nacken- und/oder Schultermassage für zwei Euro angeboten. Eine junge Marokkanerin geht reihum und massiert diejenigen, die es wünschen. Die Massage tut wirklich gut.
Ab in den Souk el Haddadine
Nach unserem Einkauf setzen wir unseren Altstadt-Bummel fort und betreten den Souk el Haddadine. Die Souks der Stadt sind die ausgedehntesten von ganz Marokko. Kein Wunder, dass ich gestern am Abend dachte, dass die Gassen kein Ende nehmen. Auch hier muss ich aufpassen, dass ich die Gruppe nicht in diesem verwirrenden Labyrinth verliere.
Es gibt einen Woll-Souk, einen Gemüse- und einen Geflügel-Souk, einen Souk der Teppichhändler, einen Souk der Kupferwarenhändler, einen Souk der Schmuckhändler und Silberschmiede und einen Souk der Lederhändler. Als wir die lange Ledergasse entlanggehen, können wir nicht nur unzählige Handtaschen, Schuhe, Gürtel bewundern, sondern auch den intensiven Ledergeruch einatmen.
Im Souk des Teinturiers (Souk der Färber) wird die frisch gefärbte Wolle zum Trocknen unter dem Dach und am Zaun aufgehängt. Auch gibt es noch den Souk der Gewürzhändler, den Souk der Töpfer, den Souk der Holzschnitzer, den Souk der Kupfer- und den Souk der Eisenschmiede.
Auf dem Weg zu unserem Bus gehen wir wieder an den wartenden Kutschern vorbei und überqueren den Jemaa el Fna, den großen Platz, den wir uns am Vorabend schon angesehen haben. Der ist, im Gegensatz zu gestern, fast menschenleer.
Gegen Mittag sind wir wieder im Hotel. Nun haben wir zwei Stunden zur freien Verfügung. Als ich mein Zimmer betrete, stelle ich freudig fest, dass das Zimmermädchen aus den Handtüchern etwas Schönes auf meinem Bett dekoriert hat.
Das Kabash-Viertel
Pünktlich um 14.30 Uhr geht es los zur allerletzten Besichtigungsfahrt.
Es geht nun ins Kabash-Viertel der Almohaden. Wir betreten es durch das Bab Agnaou, das Königliche Tor. Es ist zweifellos das schönste und älteste Tor von Marrakesch und eines der Tore in der 19 km langen Stadtmauer, die Marrakesch umgibt.
Wir gehen an der Kabash-Moschee al-Mansur vorbei und erreichen die Saaditen- bzw. Saadier-Gräber (Tombeaux saadiens). Hierbei handelt es sich um den ehemaligen Garten der Kabash-Moschee. Nun ist es eine königliche Nekropole, die zwei Mausoleen enthält. Zwischen 1557 und 1664 wurden hier vier Sultane und 60 Angehörige von ihnen bestattet. Sie alle gehörten zu der allmächtigen Dynastie der Saadier, die im 16. Jahrhundert lebten.
Diese Gräber gehören, genau wie die komplette Innenstadt von Marrakesch, zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Um einen Blick in das größere und prunkvollere der beiden Mausoleen werfen zu können, müssen wir uns erst einmal eine Zeit lang anstellen. Vor uns warten bereits ca. 20 Besucher.
Die prächtigen Säulen bestehen aus Carrara-Marmor, und auch die Marmor- und Stuckarbeiten sind sehenswert. Nicht nur drinnen gibt es Gräber, sondern auch im Außenbereich.
Es geht weiter zum Palais de la Bahia. Dieser bemerkenswerte Wesir-Palast wurde im 19. Jahrhundert komplett im maurischen Stil auf einem acht ha großen Gelände erbaut. Wir gehen durch diesen Gebäudekomplex, der aus ineinander verschachtelten Räumen, Höfen und Sälen besteht. Hierbei sehen wir verschiedene prunkvolle Säle mit Mosaiken, Stuckverzierungen und Zedernholzarbeiten. Obwohl sie nicht mehr möbliert sind, kann man sich in einigen davon vorstellen, wie prunkvoll es dort früher wohl ausgesehen hat. Auch die prächtigen, aufwendig geschnitzten, farbenfrohen Raumdecken aus Zedernholz sind sehr hübsch.
Besonders gut gefällt mir der Garten mit den herrlichen Mosaikböden und den exotischen Pflanzen.
Weiter zum Jemaa el Fna
Wir haben nun Freizeit und steigen noch einmal in der Nähe des Platzes Jemaa el Fna aus dem Bus.
Jemaa el Fna heißt übersetzt „Platz der Toten“ oder ist auch als „Platz der Geköpften“ bekannt. Denn dies war früher der Gerichtsplatz, auf dem angeblich die Köpfe der Verurteilten, die hier hingerichtet wurden, auf Stangen gespießt und zur Schau gestellt wurden.
Der riesige, viereckige, zentrale Marktplatz ist ca. 4000 qm groß. Er ist von Souvenirgeschäften, Terrassencafés, Restaurants und einer Moschee umgeben und wurde von der UNESCO u. a. wegen der traditionellen Märchenerzähler in die neu geschaffene repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Heute im Hellen sieht er ganz anders aus als gestern in der Dunkelheit. Er ist, genau wie am Vormittag, noch fast menschenleer, und es gibt ganz andere Angebote als gestern.
Akrobaten, Tänze, Märchenerzähler, Gaukler und Musikanten sind nun zu hören und zu beobachten. Überall erklingt die Musik von Schlangenbeschwörern, die auf Teppichen auf dem Boden sitzen. Manchmal spielt sogar eine ganze Band, um die Schlangen dazu zu bringen, dass sie sich so bewegen, dass es wie Tanzen aussieht. Einer dieser Männer kommt auf mich zu, eine Schlange in der Hand. Er will sie mir umlegen, und mutig wie ich bin, lasse ich es zu. Mit der einen Hand greife ich den Schwanz, die andere habe ich fest hinter
dem Kopf der Schlange, so, wie der Mann sie mir gereicht hat. Das Tier guckt auch freundlich in die Kamera. Sofort hält mir der Schlangenbesitzer die Hand hin und will erst 10 Dirham. Damit bin ich ja noch einverstanden, aber als er plötzlich 200 Dirham, also 20 Euro, fordert, gebe ich ihm sein Tier nach dem Fotografiert-Werden direkt zurück.
Am nächsten Tag...
...,nach dem Frühstück, beschließe ich noch zum Jardin Majorelle zu gehen. Der Weg dahin soll laut Moulay zu Fuß nur 15 Minuten dauern. Nach den angegebenen 15 Minuten suchen wir den Garteneingang. Er ist sehr schlecht beschildert. Erst nach längerem Herumirren und nachdem wir einen Mann nach dem Weg gefragt haben, stehen wir vor der Kasse, die sich in einer Nebenstraße der Avenue Yacoub El Mansour befindet.
Dieser 4,8 ha große botanische Garten ist angeblich einer der schönsten Orte Marrakeschs. In der Werbung des Fremdenverkehrsamtes wird er als „Oase der Sinne“ angepriesen. Er wurde 1923 vom französischen Dekorateur und Kunstmaler Jacques Majorelle, nach dem er dann benannt wurde, gestaltet. Später erwarben der Modedesigner Yves Saint-Laurent und sein Lebensgefährte, der Unternehmer Pierre Bergé, diese Anlage und ließen sie umgestalten.
Es gibt viele tropische und subtropische Pflanzen, u. a. prächtige Bougainvillea und unzählige Kakteen in allen Größen und Formen. Sogar an riesigen Bambushalmen gehen wir vorbei. Die Mauern und Einiges mehr sind in der Farbe Kobaltblau gestrichen.
650 000 Besucher pro Jahr besichtigen dieses kleine Paradies. Viele davon sind, gemeinsam mit uns, jetzt gerade da.
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